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„Menschenporträts“
Ulrich Bergmann (Schriftsteller),
Ausstellung in der VHS Schwetzingen, 2001

Der noch junge indische Künstler, der schon seit Jahren mit Otto Eberhardt zusammenarbeitet und nun an der Akademie in Karlsruhe studiert, präsentiert mehr als 50 Arbeiten auf Papier aus den letzten 5 Jahren – einige davon noch aus seiner Zeit in Indien – und zwar in den verschiedensten Techniken, die er alle meisterhaft beherrscht: Zeichnungen, Lithographie, Radierungen, Siebdrucke, Monotypien, Computer- Graphiken, Linoleum-drucke und in letzter Zeit auch, angeregt durch seinen deutschen Künstlerfreund, Holzschnitte.

Im Unterschied zu dem älteren Künstler interessiert sich Shihab stärker für die Darstellund des Menschen. Porträt und Selbstporträt sind für Ihn die wichtigsten Themen in seinem nicht wenig umfangreichen Werk.
Shihab will in seinen Bildern Lebenserfahrungen umsetzen, Gefühle, Seelenzustände, Lebenssituationen, Verletzungen, Hoffnungen, oder einfach nur die Schönheit des Körpers und die ästhetisch wahrgenommene Lebensspüren in der „ Landschaft “ eines Gesichts.

Hier fällt mir eine besonders expressive Reihe von Selbstsporträts auf, von denen Sie einige von vielen in dieser Ausstellung sehen können. Es sind ziemlich große Formate, Acryl auf Papier, monochrome Pinselstriche mit wenig Farbe, sie wirken fast wie Kreidezeichnungen oder gigantische Radierungen, jedenfalls sehr graphisch. Shihab will in diesen Porträts nicht nur sich selbst treffen, sondern über subjektive hinausgehende Gültigkeiten für Seelenzustände formulieren: Schmerz und stille Freude. Der Schmerz wird formuliert im halb aufgerissen Mund, Kopf und Augen hindurch. Die Freude wendet den Kopf zur Seite, weg von unserer Welt, der Kopf ist nicht erhoben, ruht in sich selbst, die Augen sind ruhig, vielleicht schauen sie nach innen. Man sieht den ganzen Kopf, das volle Haar, das Gefäß der Seele.

Zwischen diesen beiden Bildern hängt die überaus komplexe Monotypie einen Kopfes: Auch dies eine Art Selbstporträt - es ist das veränderte Selbstporträt Leonardo da Vincis, in das Shihab seine jungen Augen hingesetzt hat, auch Nase und Mund- und so schaut Shihab aus dem Gesicht Leonardos, oder Aus Shihab wird ein Leonardo.

In einem anderen Selbstporträt – es ist eine Radierung – sehen wir den Künstler stehend in einem kahlen Raum. Es ist ein Gedankenbild mit surrealen oder symbolistischen Requisiten: Der junge Mann steht in einer Ecke seines Lebenszimmers mit abweisenden Händen vor uns. Die Hände sind übergroß. Ein noch viel mehr übertrieben großer Angelhaken bewegt sich auf die Hände zu. Er wird zum Fisch, der gefangenen werden soll. Er schaut leicht zu Seite in eine andere Richtung, aus der eine weitere Gefahr auf ihn zukommen könnte. Der Blick ist niedergeschlagen, das Gesicht wirkt dennoch konzentriert, um den Mund herum traurig. Nirgends ein Fenster, keine Tür. Links hinter ihm an der Wand sind nur Lichtschalter. Rechts an der Wand, in Kopfhöhe, das oberste Fach eines Bücherregals, in dem sich eine Katze verkrochen hat – Angst. Ein junger Mann in einer ruhigen, mutlosen Verteidigungsstellung. Ich denke, das sind nicht nur Bilder, die eine ganz bestimmte Lebenssituation spiegeln, sondern Parabeln dafür, wie wir im Leben stehen.

Viele Bilder Shihabs erzählen, und sie sagen uns viel, wenn wir uns mit ihnen unser eigenes Leben erzählen. Ich finde: Ein beachtlich sich entwickelndes vielseitiges Werk!

©2009Vaippipadath

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