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Künstlerinterview
Frau. Gundula Sprenger M.A – Herr Shihabuddeen Vaippipadath
VHS. Schwetzingen
27. 01. 07

1 Sie sind 1972 in Mathilakam, Kerala, Indien geboren und fühlten sich immer schon zur Malerei hingezogen. Sie malen seit Ihrer Kindheit, haben Sie mir erzählt. Trotzdem haben Sie jedoch zuerst an der Universität Kalicut Mathematik studiert. Warum denn das? Wie hat die Mathematik Sie beeinflusst?

Ich habe von Kindheit gemalt aber ich war auch sehr gut in Mathematik. ich wollte immer etwas erfinden zum Beispiel als ich Kind war, habe ich Holzhaus für meine Katze gebaut und klein wagen für Einkaufen. sogar 100 Kg konnte es tragen.
Ich denke Mathematik ist Basis für jedes kreatives Studium.
Ich habe 5 Jahre, 1989 bis 94 Mathematik an der Universität Kalicut studiert. Anfangs habe ich das Mathematik-Studium genossen. Malerei war nur nebenbei. In meiner Familie und dem Freundeskreis war ich schon bekannt als Künstler. Im College wurde jeden Monat eine Wand-Zeitschrift veröffentlicht. Die Studenten konnten mir kurze Geschichten schreiben und ich habe sie mit Illustrationen schön im A1-Format geschrieben. Ich habe in dieser Zeit an einem Wettbewerb in Malerei für Universitätsstudenten teilgenommen und den ersten Preis bekommen. Ich habe niemand gesagt, dass ich an dem Wettbewerb teilnehmen wollte. Ich habe kein Geld für das Mittagessen und die Fahrkarte für den Bus gehabt. Abends kam das Ergebnis. Ich habe einen Pokal und 3 € als ersten Preis gewonnen. Für 2€ habe ich Ölfarbe und für 1 Cent habe ich das Bus-Ticket und Süßigkeiten für meine Eltern und Geschwister gekauft. Am nächsten Tag stand in der Zeitung ein großer Artikel mit Foto über meinen Preis. Der Rektor des College hat mir gratuliert und alle anderen auch. Dann hat ein Professor vom College mir gesagt, dass wir viele Schriftsteller und Mathematiker haben, aber wenige Künstler.

Damals habe ich keine Ahnung von Kunstakademie gehabt. Deswegen habe ich meine Frage an eine Zeitung geschrieben. Ich war hungrig nach Kunst und Kunstgeschichte. Die Zeitung hat einen guten Artikel über indische Kunstakademien geschrieben: Wer kann studieren, und wo. Welche Voraussetzungen braucht man, wann muss man sich bewerben.

Wenn man ein Zertifikat von einem Wettbewerb hat, ist es leicht, einen Studienplatz zu bekommen. Dann habe ich an vielen Wettbewerben teilgenommen. In einem Jahr habe ich mehr als 16 Zertifikate gewonnen. Die Aufnahmeprüfung ist genau so schwierig wie hier. Man muss 4 Tage an verschiedenen praktischen Prüfungen teilnehmen, und wenn man die praktischen Prüfungen bestanden hat, darf man am nächsten Tag an der mündlichen Prüfung teilnehmen. 1994 habe ich mein Studium angefangen am College of Fine Arts der Universität Kerala in Trivandrum, die einzige Kunstakademie von Kerala, die im Jahr 1881 gegründet wurde.

2 Vor mehr als 10 Jahren haben Sie dann aber beschlossen auch noch Malerei und Grafik zu studieren am College of Fine Arts an der Universität Kerala in Indien. Was waren in dieser Zeit Ihre Schwerpunkte?

Das College of Fine Arts ist in Trivandrum (das heutige Thiruvananthapuram), der Hauptstadt von Kerala. Die Studenten kamen von verschiedenen Provinzen von Kerala, die verschiedene Dialekte sprechen. Im ersten Semester waren wir alle zusammen in 2 Klassen mit 40 Studenten. Grundstudium in Malerei, Grafik, Relief, Skulptur, Fotografie und Typografie, Kunstgeschichte und Ästhetik als Theorie habe ich in diesem Jahr studiert. Ab dem dritten Semester habe ich als Schwerpunkt Malerei und Grafik genommen, wo maximal 13 Studenten im Jahr studieren können. Hier habe ich Malerei, Grafik, Kunstgeschichte, und Ästhetik im Detail studiert. Viele berühmte indische Künstler waren Professoren oder regelmäßige Besucher in unserer Akademie. Es ist eine der besten modernen Akademien in Indien.

Die Bibliothek und Zeitschriften waren die einzigen Mittel, um europäische Kunst kennen zu lernen. Hier habe ich eine magische Welt entdeckt, die Farbe, den Strich, die wilden Figuren, die geheimnisvollen Geschichten gesehen. Ich habe eine fantastische Reise durch die Kunstgeschichte gemacht. Ich habe die Venus von Willen-dorf gesehen, die Höhlenmalereien von Altamira, die ägyptischen Pyramiden, Babylon, griechische Götter und Tempel, römische Kultur, Inka und Maya-Kultur.
Dann Gotik, Renaissance, Manierismus bis Moderne Malerei, Giotto bis Anselm Kiefer.
Ich habe auf den Büchern geschlafen. Mit Kohle und Feder bin ich in der Stadt herumgereist und habe gezeichnet.

Die Studenten und Professoren haben schon gemerkt, dass ich begabter als andere Studenten bin.

1996-97 haben sie mich zum Studenten-Vertreter gewählt. Es war eine verantwortungsvolle Aufgabe zwischen Studenten und Verwaltung. Gleichzeitig war ich Sekretär der Kerala Branche für eine indische Kultur-Organisation, die von Delhi organisiert war; deren Ziel war, die indischen Meister, die in Tanz, Musik, Malerei und verschiedenen kulturellen Bereichen bekannt waren, in die Universitäten und Colleges einzuführen.
Ich habe an verschiedenen Kultur-Programmen in verschiedenen Bundesstädten teilgenommen.
Wir hatten einen Filmverein, der immer Filme von verschiedenen Ländern zeigte.
Am Anfang war ich ein Besucher in der deutschen Fakultät der Universität Kerala und später habe ich dort Deutsch gelernt.
Ich habe an verschiedenen Ausstellungen teilgenommen.
1998 für meine theoretische Abschlussprüfung habe ich den Deutschen Expressionismus genommen. Mit Note eins und als bester Student des Jahres habe ich den Bachelor Degree in Malerei und Grafik erworben.

3. Sie sind zur Fortsetzung Ihrer Studien dann im Jahr 2000 nicht nach England oder in die USA gegangen sondern nach Deutschland gekommen. Ist daran der deutsche Expressionismus schuld?

Ein intelligenter indischer Student hat immer einen Traum, im Ausland zu studieren. Aber wer kriegt ein Stipendium oder finanzielle Unterstützung? Das Royal College of Art London ist eine berühmte internationale Akademie für die Inder, die weiterstudieren wollen. Jährlich bekommt ein Inder ein Stipendium nach England. Keine Bank gibt Kredit für Studenten. Ich habe mich nach Studienmöglichkeiten in England und USA erkundigt.
Wegen der Sprache kommen wenige Studenten nach Deutschland, um zu studieren.
Durch meine Erfahrung mit dem deutschen Expressionismus habe ich mich entschieden, nach Deutschland zum Studieren zu kommen. Herr Otto Eberhardt, den ich 1996 in meinem Dorf kennen lernte, hat mir ein Angebot gemacht, seine Mosaikarbeit in seinem Haus zu realisieren.
1998 kam ich für 3 Monat nach Deutschland als Besucher. In der Alten Pinakothek in München habe ich zum ersten Mal den deutschen Expressionismus in einer Ausstellung gesehen. Es war ein unvergessliches Erlebnis meines Lebens.
Nicht nur der deutsche Expressionismus ist schuld, sondern auch die deutsche Literatur, Film und Philosophie.

4. Wie ging Ihre Entwicklung, präziser gesagt, Ihre künstlerische Ausbildung dann in Deutschland weiter?

2001 hat die Kunstakademie Karlsruhe meine Mappe angenommen, die ich an der Kunstschule Mannheim vorbereitet hatte. Danach habe ich die künstlerische Prüfung und mündliche Prüfung bestanden. Im Oktober habe ich als erster Inder bei Prof: Max Kaminski an der Akademie das Studium angefangen.
Unsere Klasse war international, Studenten von allen Kontinenten hatten wir.
Ich habe weiter gelernt, was ich in Indien gelernt habe. Das Grafische Studio ist sehr modern und sicher:
In Karlsruhe habe ich einen neuen Horizont erlebt. Viele grafische Arbeiten habe ich gemacht, besonders Lithografie.
Neue Medien habe ich gelernt, Video-Kunst und Digital-Medium. Man kann unendlich viele Ideen in neuem Medium entwickeln.

5. Was spielt eine wichtige Rolle in Ihren Bildern (Pinselstrich, Farben, Gegenstände, Natur)?

Es ist sehr schwer zu sagen. Wie Jeder Künstler habe ich auch meine Philosophie für Malerei. Das meiste in meiner Entwicklung habe ich von der Natur gelernt.
Ich bin immer am Abend an den Strand gegangen und habe den Himmel beobachtet.
Wie schnell wechselt der Himmel die Farbe. Die rote Sonne ist unter das Wasser gegangen. Mit brennenden Gedanken kam ich nach Hause. Ich habe versucht zu malen. Es ging nicht. Mein Gefühl wollte ich zeigen wie den Himmel. Ich habe verstanden, dass ich technisches Studium brauche.
Und jetzt, nach meinem langen Studium und Erfahrung, nehme ich den Pinsel. Der Pinsel bewegt sich rasch mit meinem Gefühl und kontrolliert genau jeden Strich, jede Form. Das Aufeinandersetzen der Farben bewirkt eine dritte Dimension auf der Leinwand. Manchmal will ich meine fertigen Ideen nachmalen. Manchmal male ich ohne zu denken, ohne Vorbild, wie ein Bildhauer mit Ton arbeitet.
Im Aquarell lasse ich das Wasser einfach fließen und es nimmt seine eigene Form und Flecken, die ich weiter entwickeln kann.
Die Arbeiten sind Gegenständlich. Ich lasse mich inspirieren von den Menschen und der Natur, die mich umgeben.

6. Sie haben schon eine Reihe Preise bekommen: den 1. Preis für Malerei für Universitätsstudenten in Kerala, den 1. Preis für Malerei-Wettbewerb der „Alliance Francaise“, und 2001 einen hiesigen, regionalen 1. Preis für Malerei am Maimarkt in Mannheim. Jetzt haben wir hier die Ausstellung, was haben Sie in Zukunft geplant?

Ich habe vielmal an Wettbewerben teilgenommen, weil ich meine Arbeiten mit anderen vergleichen möchte. Ich habe viel von anderen gelernt. Mit meinem Studium habe ich meine Kenntnisse verbessert. Aber wenn ich die Wahrheit sage: Ich bin immer noch ein Kind vor der Malerei; ich habe jetzt laufen gelernt; aber laufen muss ich selber.

2006 war auch für mich ein Sommermärchen, Ich habe das Diplom mit Note eins erworben und bin als einziger von meiner Klasse als Meisterschüler ausgewählt worden.

Im Juli 2007 erwerbe ich das Meisterdiplom. Ich habe die meisten Techniken gelernt, die man in der Kunst lernen kann.
Aber die Zukunft kennt niemand. Ich will malen. Mit verschiedenen Techniken will ich meine Ideen entwickeln. Und ich will meine verschiedenen technischen Kenntnisse und Erfahrungen weiter lehren.
In kurzer Zeit habe ich viele verschiedene Erfahrungen von Deutschland gehabt.
Ich will etwas an Deutschland zurückgeben wie Dr. Hermann Gundert, der Basel-Missionar und Schriftsteller, durch den das Malayalam-Wörterbuch entstanden ist.
Die nächste geplante Ausstellung ist die Meisterschülerausstellung in der Kunsthalle Mannheim.
Ich bedanke mich bei Deutschland für die Unterschützung meiner künstlerischen Entwicklung.
Vielen Dank bei der VHS, besonders bei Frau Sprenger und vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
guten Abend.

©2009Vaippipadath

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